„Gelobt seist Du, Herr, durch Bruder Wind und Luft und Wolke und Wetter,
die sanft oder streng, nach Deinem Willen,
die Wesen leiten, die durch Dich sind.“
Diese Worte aus dem Sonnengesang des Hl. Franz von Assisi leiten das aktuelle Thema des zur Tradition gewordenen „Tag der Schöpfung“ ein, den die Weltkirche am 1. September feiert. Die Initiative geht auf die Orthodoxe Kirche zurück und wurde vor einigen Jahren im ökumenischen Geist auch von der Katholischen Kirche übernommen. Man könnte sagen: Durch die Ökologie zur Ökumene! In beiden Fällen geht es nämlich um den Fortbestand (oder um die Wiederherstellung) des Lebensmilieus der Menschen, sei es in materieller, wie in geistiger Hinsicht.
Im Jahre 2009 steht dieser „Tag der Schöpfung“ unter dem Zeichen der Luft. Ein demütiges, unauffälliges Geschöpf, ohne welches wir aber nicht leben könnten. Ein- und Aus-atmen sind fast automatische Bewegungen: Ihr Ausbleiben würde aber den Stillstand des Herzens und somit des Lebens bedeuten. Wir bestehen, bekanntlich, zu rund 70% aus Wasser, aber erst die Luft bringt uns in Bewegung und verleiht uns Lebens-Atem. Nicht umsonst schildert die Schöpfungsgeschichte der Bibel diese Gabe des Geistes von Seiten Gottes als den Augenblick, wo der Mensch effektiv zum vollen Leben erwacht. Dem Wind kommt dann in der Bibel auch eine besondere Bedeutung hinzu, da sich Gott gerade durch den Wind manifestiert und wirkt: vom prophetischen Erlebnis des Elja bis zum Pfingstereignis mit dem Heiligen Geist.
Wir sind nicht gewohnt, die Luft als eine Ressource zu sehen: sie ist einfach da, und man meint, sie sei unerschöpflich. Tatsächlich kann man aber - vor allem in sehr umweltbelasteten Großstädten – erleben, dass man oft fast ersticken kann, so sehr ist dort die Luft verpestet und schmutzig. Nicht nur die Fassaden der Gebäude und der Denkmäler leiden darunter: unsere Lungen sind um so mehr gefährdet!
Wir alle sind mitverantwortlich für die Qualität der Luft, was letztendlich heißt mitverantwortlich zu sein für unsere Lebensqualität und Lebenschance! Man kann und soll z.B. weniger schädliche Gase in die Luft freigeben (CO2 und ähnliches) und versuchen, grüne Flächen zu verbreiten, statt sie zu vernichten.
Mehrere Initiativen werden an diesem Tag in der Weltkirche und auch in unserer Diözese gefeiert. Unter den vielen nennbaren möchte ich zwei besonders hervorheben. Am 1. September wird Bischof Karl mit Beginn um 19 Uhr eine gemeinsame Gebetsstunde bei der Evangelischen Gemeinde in Meran leiten. Dazu werden alle Gläubigen italienischer und deutscher Sprache eingeladen. Dieselbe Einladung gilt auch für die Brixner, denen der Jugenddienst die Gelegenheit anbietet, an der traditionellen Besinnung auf dem Europaweg teilzunehmen. Hier ist der Beginn um 20 Uhr beim ersten Bildstöckl vorgesehen.
Die Diözese hat auch verschiedene Materialien für die Pfarreien vorbereitet, damit allen Gemeinden die Gelegenheit angeboten wird, eine Besinnung und ein Gebet nach diesem Anliegen zu gestalten. Es ist nicht nur ein Ausdruck der Liebe zur Schöpfung sondern auch der konkreten Liebe gegenüber den kommenden Generationen.
Prof. Paolo Renner